Dieses kleine nette Abzeichen sollte uns noch ein wenig beschäftigen! Aber dazu später mehr...
Die Weiterreise in Moldawien gestaltete sich sehr unspektakulär, durch hügelige grüne Landschaft, vorbei an bunten Kirchen, Pferdefuhrwerken und Feldern von Sonnenblumen fuhren wir nach Nordwesten Richtung ukrainische Grenze.
Hübsche Häuschen lagen am Weg, davor Brunnen, aus denen das Wasser geschöpft wurde:
Der Grenzübergang von Moldawien zur Ukraine war dank des freundlichen Personals und kurzer Wege innerhalb von einer halben Stunde absolviert.
Wir nahmen Kurs auf die nächst größere Stadt, um uns ein Hotelzimmer zu suchen. In Tscherniwzi oder auch Czernowitz, eigentlich von uns nur als Durchgangsstation gedacht, stießen wir auf eine unerwartet hübsche Altstadt und ein kleines, aber sehr komfortables Hotel! Die Stadt gehörte lange zur K.u.K.-Monarchie, die älteren Gebäude erinnern an diese Zeit.
Flaniermeile in der Altstadt mit vielen Restaurants und Cafes:
Die Straßennamen zweisprachig:
Zum Nachtisch gabs endlich wieder Creme brulée:
Das nächste Ziel war Lwiw oder auch Lemberg. Die drei Berliner hatten uns den Ort wärmstens empfohlen. Unterwegs rauchende Schlote und weiterhin schöne grüne und hügelige Landschaft, an der wir uns nach den vielen Kilometern durch flache öde Wüste nicht satt sehen konnten.
Bald war Lemberg erreicht. Sehr schön ist die restaurierte Altstadt, die wir nachmittags durchstreiften und die uns sehr gut gefiel.
Modern, aber trotzdem nicht durchgestylt, findet hier jeder sein Plätzchen:
Im Hotel trafen wir auf Hartmut aus Landshut, der mit seiner Transalp von einer ähnlich langen Reise wie der unsrigen zurück kam und uns von seinen Abenteuern berichtete.
Von der schnellen und unkomplizierten Einreise in die Ukraine verwöhnt, machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg zur polnischen Grenze. Wir näherten uns den Karpaten und dort der Hohen Tatra! Es kam, wie es kommen mußte: Lange Schlangen am Grenzübergang verhagelten uns die Laune. Nach vier (!) Stunden und unter Ausnutzung eines Schalters für Schengen-Bürger, wo die Untersuchung der Fahrzeuge besonders akribisch durchgeführt wurde, fuhren wir auf polnischen Boden, wo uns gleich ein Gewitter in Empfang nahm.
Nach kurzer Zeit klarte der Himmel aber wieder auf und wir bogen bei Przemysl nach Süden in die Berge ab. Schöne Landschaft und und gepflegte Häuser begleiteten uns nach Novy Sacz, wo wir übernachteten.
Am Donnerstag hatten wir es nicht weit bis Krakau, wo wir bereits mittags eintrafen und uns auf den Weg in die Innenstadt machten. Größer und mehr herausgeputzt als Lemberg, aber auch mit entsprechenden Touristenströmen...
Wir drängelten mit Gelbkappen und vielen anderen Touristengruppen um die Wette und setzten uns dann ins auch sehr sehenswerte jüdische Viertel ab.
Gut gerüstet für spätere, intensivere Besuche verließen wir Krakau am nächsten Morgen und fuhren 100 km nach Süden ins Wintersportzentrum Zakopane in die Hohe Tatra.
Schanze in Zakopane
Aber auch hier tummelten sich viele Touristen, weshalb wir nach einer kurzen Kaffee/Kuchenpause das Weite suchten und weiter entlang der Karpaten in die Slowakei einreisten. Groß war die Freude als wir sahen, daß der Grenzübergang hier nur aus einem Schild bestand. So sollte es sich bis Deutschland fortsetzen!
Im Hintergrund die Berge der Hohen Tatra!
Diese unspektakuläre Kreuzung auf slowakischem Boden kurz vor Namestovo (Stern in dem track unten) sollte nun den Fortgang der Reise erheblich beeinflussen.
Reinhold übersah beim Abbiegen einen Mercedes und prallte frontal gegen das Fahrzeug. Die Fahrerin hatte das Unglück bereits kommen sehen und abgebremst. Daher ging der Aufprall für alle Beteiligten glimpflich aus, nur das Motorrad von Reinhold war aufgrund der verbogenen Gabel nicht mehr fahrbereit und mußte abgeschleppt werden. Die slowakische Polizei nahm den Unfall sehr freundlich, routiniert und geduldig auf, das Motorrad wurde vom herbeigerufenen Abschleppdienst aufgeladen, und die gemeinsame Tour mit Reinhold war an dieser Stelle, 2 Tage vor der Ankunft am geplanten Ziel, überraschend zu Ende...
Wir übernachteten gemeinsam in der Nähe, analysierten den Unfall immer wieder und tranken das eine oder andere Bier auf unsere gemeinsame Reise! Das Motorrad von Reinhold wird vom ADAC nach Hause transportiert, Reinhold selber reiste mit der Bahn und war auch am Sonntag abend daheim.
Am nächsten Morgen fuhr ich ungewohnt allein weiter nach einem track, den ich mir aus der Motorradzeitschrift "Tourenfahrer" heruntergeladen hatte. Auf kleinsten Straßen ging es durch einen wunderschönen Teil Tschechiens und Polens zum Riesengebirge. Eine Übernachtung noch in Trutnov, ehemals Trautenau, am nächsten Morgen nach Harrachov zu den Schanzen, und dann ging es weiter über Zittau und Bautzen nach Berlin, wo ich am 10.07. nachmittags ankam.
Die Gesamtstrecke beträgt lt. Tacho 20.435 km, die Route sieht wie folgt aus:
Rückblickend schätze ich die Türkei und den Iran als die schönsten und interessantesten Länder dieser Reise ein. Im Iran begeistert und rührt einen darüber hinaus die Freundlichkeit, Herzlichkeit und Offenheit der Menschen. Probleme mit der Sicherheit hatten wir an keiner Stelle, im Gegenteil, wir fühlten uns unterwegs nirgends unwohl, die Motorräder und das Gepäck blieben immer unangetastet.Die BMW 1200 GS hatte bis auf drei (!) durchgebrannte Birnen des Abblendlichts keine Pannen, Öl mußte über die jeweils 10.000 km bis zum nächsten Ölwechsel nicht aufgefüllt werden. Der Spritverbrauch betrug im Durchschnitt 4,6 l/100 km.
Grüße an alle, die mitgelesen und -gefiebert haben, und: Danke für das Interesse!